Das DFG-Graduiertenkolleg 1507 "Expertenkulturen des 12. bis 18. Jahrhunderts"

Das Göttinger DFG-Graduiertenkolleg 1507 „Expertenkulturen des 12. bis 18. Jahrhunderts“ erforscht die symbolischen Formen und die Träger von Expertenkulturen, welche die okzidentalen Gesellschaften prägten und prägen. Nicht erst seit dem Beginn der Moderne wurde das gesellschaftlich verfügbare Wissen zunehmend in Wissensbereiche ausdifferenziert. Bereits seit dem 12. Jahrhundert ging damit die Etablierung des „Experten“ als einem sozialen Typus einher, der unterschiedliche Wissensbereiche symbolisch repräsentierte und zugleich definierte.

Wissen
Das Graduiertenkolleg geht von der wissenssoziologischen Grundannahme aus, dass Wissen als kollektive Überzeugung seine Geltung in einem Prozess sozialer Aushandlung erlangt. Wissen lässt sich als eher Praktisches oder eher Theoretisches, sowie Implizites oder Explizites fassen, wobei die Übergänge fließend sein können. In unserer Arbeit werden die spezifischen Formen von Wissen berücksichtigt, wie sie in den (nicht nur schriftlichen) Quellen vorliegen: Diese können Sedimente von Wissen enthalten, Wissen explizieren und reflektieren.

Experten
Der Experte tritt in der sozialen Rolle eines Wissensträgers in Erscheinung. Seine Position ergibt sich aus einem Wechselspiel fremder und eigener Zuschreibungen von Sonderwissen. Ebenso wie dieses Wissen nur situativ und relational bestimmt werden kann, resultiert die soziale Sonderstellung des Experten aus dem kommunikativen Aushandeln mit der Umwelt. Die Expertenrolle kann durch die Verwendung exklusiver Fachsprachen und die Entwicklung eines spezifischen Habitus markiert werden. Einen wesentlichen Bestandteil der Untersuchungen stellen die symbolischen Formen dar, mit denen die Experten sich in ihrer Relation zur Gesellschaft inszenieren.

Expertenkulturen
Unter Expertenkulturen verstehen wir solche Kulturen, an deren Konstitution Experten als zentrale Träger von Wissen maßgeblich beteiligt sind. Sie sind die Protagonisten der Ausdifferenzierung, Verbreitung und Organisation von Wissensbeständen. Dabei fügen sie dem kulturellen Repertoire einer Gesellschaft neue Handlungsmuster hinzu. Die soziale Sonderstellung von Experten kann in Kommunikationsprozessen verstetigt werden. Ab einem gewissen Grad der Institutionalisierung dieser Sonderstellung können Expertenmilieus entstehen, die sich durch eigene Logiken, Praktiken und Wertesysteme auszeichnen.

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